13:45 – 14:14 _ Mittwoch
26. März 2014 · 1 Jahr 50, Jahrbuch für Freidenker; Robert Smajgert
Eine fortgeschrittene Entwicklung der Übertragung innerer sprachlicher GeistBewusstseinsProzesse als Vorstellungsträger auf äußere Erscheinungen, die den Menschen erstmals deutlicher vom Tierischen distanzieren, liegt wohl rund 200.000 Jahre zurück.
In den ersten, datierbaren Begräbnisriten deuten sich neue metaphysische Wahrnehmungsstrukturen an, die das menschliche Leben fortan intensiv begleiteten.
Im Erdenken der Welt wendete sich der sinnliche Orientierungsfokus des Menschen vom ausschließlichen reagieren auf Umweltgeschehnisse zum Handeln aus inneren VorstellungsImpulsen. Die Fähigkeit zur Einflussnahme und Gestaltung des Lebens wurde in seither zum Programm des heute allein überlebenden HomininiZweiges, des Homo Sapiens.
Genutzt als Mittel zur Bewältigung der alltäglichen Lebensherausforderungen blieb das reflexive SprechDenken viele Jahrzehntausende hinweg ein organisch-mentales Planungswerkzeug in Hinblick auf die engeren Fühlerwartungen. Träumend projizierte der Mensch die Form seiner sich auswachsenden sprachlichen Innenerfahrung in die Außenwelt und schuf so eine innige Symbiose von überirdischen Mächten und inneren Motiven.
Vor etwa 45.000 Jahren traf diese Entwicklung in einen neuen Zyklus ein. Der Mensch begann im GebrauchsRausch der weltobjektivierenden Wortzeichen zunehmend das Dasein zu personalisieren und die irdischen und kosmischen WirkKräfte zu ordnen, dabei entstanden erste IchAnnahmen und amorphe Göttergestalten, die höhere Existenzdimensionen belebten.
Nach und nach entsprang im Drang der selbstentworfenen kognitiven Ordnungspflicht, die sich stark aus Bevölkerungsverdichtung und überlokaler Macht- und Unterwerfungsstrukturen speiste, die Wirklichkeit personaler Götter als Entwurf des eigenen, besseren Lebens.
Das Göttliche repräsentiert das Ideal des Menschen zur Transzendierung seiner vorgefundenen, unbefriedigenden Lebensbedingungen, sowohl in körperlicher, wie in geistiger Hinsicht. Im Glauben an die Götter und das Göttliche spricht der Mensch deshalb seit nunmehr 5.000 Jahren ein HandlungsBekenntnis zur Selbstvergottung aus.
Alle Theismusformen, Philosophie, Mystik und auch die Wissenschaften wollen nur eins: das bessere Leben!
Auch Gott ist nur ein anderer Name dafür!