Halbdunkel ist es dort, wo der Schatten regiert, wo das Licht sich nicht bricht, Farben ihren Glanz verlieren und Eindeutigkeiten schwierig werden. In der Sprache findet sich das wieder.
Schattenhafte Gestalten treiben ihr Unwesen, Schatten-Kabinette warten erst noch auf ihren Auftritt im Licht der Öffentlichkeit. Die, die in der Verschattung leben, haben keinen Empfang. Und wenn es schattig wird, rafft man den Mantel etwas enger. Der Schatten ist das Ungewisse, der Ort der unbeleuchtet bleibt und weder Fragen noch Antworten kennt. Hier werden Besonderheiten unsichtbar, Konturen verschwimmen und das klare Licht bleibt gebannt. Der Schatten ist der kleine Bruder der Dunkelheit.

Doch jetzt, wenn die Sonne gleißend wird, wenn erbarmungslose Hitze das Blut in Wallung bringt, dann wird der Schatten zum Paradies. Denn nur hier kann man die kleinen Luftzüge überhaupt noch wahrnehmen, die Erholung versprechen für wenige Sekunden. Von hier aus sieht man die flirrende Luft über dem Asphalt, die Hitze, die man selbst nicht spürt. Im Schatten kann man die Augen weit öffnen, um all die Farben der Blumen, die glänzenden Oberflächen des Wassers und die Lichtspiegelungen darauf zu sehen. Keine dunkle Brille verstellt den Blick, kein Zwinkern muss die Augen schützen. Offen und frei kann man die Augen wandern lassen.
Im Schatten wird die Hitze erträglich. Angenehm warm ist die Luft, die Sonne verliert ihren Biss und ihre Bedrohung. Sonnenbrand, Sonnenstich, Sonnenallergie – im Schatten braucht man sie nicht zu fürchten.
Und die Abende.
Die Zeit wenn die Sonne verschwindet und der Schatten die Vorherrschaft gewinnt. Wenn es noch nicht dunkel ist, aber Bewegung keine Schweißausbrüche mehr nach sich ziehen, dann beginnt die Zeit, die den Begriff Freizeit wirklich verdient. Diese schattigen Sommerabende, von denen wir hier so wenige haben, in den warmen Lüften, die sich zu regen beginnen, barfuß auf noch warmen Fliesen einer Terrasse oder mit den Füßen im Wasser. Das ist die Zeit in der Genuss zum Elixier wird. Der kühle Drink, der frische Salat, das süße Eis – jetzt kann man schmecken, riechen und sich einfach gehen lassen.
Bis spät in die Nacht.
By Hedgehog83 (Own work) [CC BY 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0) or CC BY 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0)%5D, via Wikimedia Commons