Das Ziel war London. Spontan übers Wochenende, ein Treffen unter Freunden. Einer landete aus Peking ohnehin in Heathrow, ein anderer lebte dort und ich dachte, von Frankfurt sei ein Katzensprung. Und mit den super günstigen Angeboten einer irischen Fluggesellschaft überhaupt kein Akt. Doch es kam anders.
Ich hatte mir den Freitag freigenommen und um keine Zeit zu verlieren bereits für Donnerstagabend einen Flug gebucht. 22.30 Uhr ab Frankfurt-Hahn, bei knapp 90 Minuten Reisedauer wäre ich um Mitternacht in London.
Nicht gerade früh, dafür war der Flug unschlagbar billig.
Dass Frankfurt-Hahn 120 km von Frankfurt entfernt ist, war mir zu diesem Zeitpunkt nicht so klar. Also suchte ich mir einen Airport-Bus raus, der mich pünktlich, das heißt 2 Stunden vor Abflug vom Hauptbahnhof Frankfurt nach Hahn bringen sollte.
Am Computer stellte ich fest, dass mit größeren Verspätungen zu rechnen sei, dass sich die Abflugzeit sich um mindestens eine Stunde verzögern würde.
Dem Shuttlebus war das egal.
Der letzte fuhr um 19.30 in Frankfurt ab. Um den nicht zu verpassen verließ ich um 18.30 das Haus. Der Bus fuhr pünktlich, kam gut durch und war um kurz nach acht in Hahn.
Der Flug allerdings hielt sein Versprechen und startete mit einer Verspätung von 60 Minuten um 23.30 Uhr und landete um viertel nach eins in London. Genauer in Stanstead, knapp 40 Meilen nördlich der Stadt.
Der Zug, der diese Distanz in wenigen Minuten überwindet, hatte seinen Betrieb schon vor Stunden eingestellt, der Bus hingegen, der damals alle 2 Stunden rund um die Uhr verkehrte, war bis zum letzten Platz ausgebucht.
Niemand hatte mir verraten, dass es clever sei, den Nachtbustransfer vor zu buchen. Also wartete ich geduldig auf einen freien Platz. Was mir um 5 Uhr gelang. Nach gut einer Stunde Fahrt befand ich mich tatsächlich in London. Morgens um halb sieben in Golders Green. Wo ich müde und vollständig entnervt ein Taxi zum Haus meines Freundes bestellte.
Dort wurde ich nach fast 13 Stunde Reisezeit ebenso freundlich wie mitleidig begrüßt. Der Freund aus Peking war nach 9 Stunden Flug und einer kurzen Taxifahrt bereits da und schlief.
Erst nach einer Weile, beim wunderbaren englischen Frühstück auf der Terrasse rechnete ich zusammen, was mich diese Odyssee gekostet hatte.
Der Bustransfer nach Hahn, dasselbe nach London, dann das Taxi und alles wieder retour machte das ursprünglich so billig erscheinenden Angebot hinfällig. Am Ende lag es nur wenige Euro unter dem gar nicht so teuren Linienflug der übermächtigen Konkurrenz von Frankfurt nach Heathrow.
Das ist seitdem meine erste Wahl.
Abbildung: „Flugzeug-Start (10583840103)“ by Dirk Vorderstraße – Flugzeug-Start. Licensed under CC BY 2.0 via Wikimedia Commons – https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Flugzeug-Start_(10583840103).jpg#/media/File:Flugzeug-Start_(10583840103).jpg