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13. Mai 2014 · 1 Jahr 50, Jahrbuch für Freidenker; Robert Smajgert
Alles geht? Jede Annahme und Spekulation, eine allgemeine, wesenhafte und weithin uneingrenzbare Möglichkeit als absolute Erweiterung von und Option zur Wirklichkeit zu begreifen, sollte die kognitiven Begrenzungen durch ihre sprachlichen Begriffsbildungen ernst nehmen.
Über spekulative Möglichkeiten außerhalb des Bereiches sprachgegründeter, geistiger Assoziationsfähigkeiten und Fantasie zu sprechen, erscheint in Hinblick auf einen universalen Wahrheitsgehalt grundsätzlich unmöglich.
Insofern muss die Möglichkeit allein als Bestandteil der HandlungsWirklichkeit des Menschen erfasst werden, und hierbei als Ausdruck von Wahlfreiheit, die das vernünftige Urteil benötigt.
So kann das Universum und alles Geschehen in ihm in einen festen Ordnungsrahmen gefügt vorgestellt werden, und trotzdem die Freiheit des Menschen stattfinden. Absolut wird diese Freiheit, indem sie als HandlungsEntscheidung der unendlichen Anzahl von Fühlanlässen begegnet, in denen die zwei universalen Fühlmomente: zuträglich/gut/freudig/hell/schön und unzuträglich/schlecht/schmerzhaft/dunkel/häßlich geschehen.
Dabei bringt erst diese Wahlfreiheit Unendlichkeit hervor, während ansonsten selbst die längsten Zeitentwicklungen und Perioden im Kosmos Anfang und Ende haben. Der Bedeutungsgebrauch von Möglichkeit als absolute Transformation der aktuellen Wirklichkeit ist – soweit er sich aus der unmittelbaren FühlPerspektive des Ideals vom besseren Lebens entfernt, der auch ethische Utopien beinhalten kann – ein kognitives Gedankenspiel interaktiver Konvention und damit in vielen Belangen virtuell.
Alle Möglichkeitsannahmen in diese Richtung entspringen kollektiven Vorstellungsnormierungen, die letztlich vor allem sozialgesellschaftliche Ordnungsfunktionen erfüllen, wozu u.a. auch zentrale Teile der Religions-, Philosophie- und Wissenschaftserscheinungen gehören.
Interessanterweise schafft die in Wahrheit unwirkliche, weil nichtexistente Möglichkeit in der Konvention als Vorstellung erlebbare Wirklichkeit. Nicht als DaseinsErscheinung, aber als FühlRealität. In einer solchen Überblendung der Wirklichkeit mit wirkendem Schein, finden dann alle denkkonstruierten Möglichkeiten ein Zuhaus, die als geistige Fiktionen zu gelten haben.
Unser menschlicher Geist bietet in dieser Hinsicht offensichtlich ein grenzenloses Feld wirklicher Unmöglichkeit als Ausdruck der Neigungen, Lüste und Begierden, die sich in uns zu unmöglichen, aber gelebten Realitäten erheben.